„Das muss man ja alles selbst zusammenbauen, warum ist es denn so teuer“, fragte ich Reto, als wir uns vor unserer Weltumsegelung über Wassermacher schlau machten. Es reichte aus, um Reto herauszufordern.
Wir verglichen die Pläne verschiedener Anbieter, vereinfachten das System noch weiter und beschlossen, dass wir den Wassermacher selber bauen.
Reto erstellte die Stückliste und bestellte alle Einzelteile, doch einfach war das nicht, denn der Teufel steckt im Detail: Vor allem die unterschiedlichen Gewindearten erforderten viel Geduld und seriöse Detailarbeit.
Das Resultat ist ein komplett abgespeckter Wassermacher: Konsequent nach KISS – keep it simple and stupid – haben wir alles weggelassen, was nicht unbedingt erforderlich ist. Das hat den Vorteil, dass weniger kaputt gehen kann, aber natürlich auch den Nachteil, dass man alles manuell macht.
Das einfache System hat natürlich auch seine Vorteile. Unterwegs hörten wir immer wieder von anderen Seglern, dass sie Probleme mit ihrem Wassermacher hatten. Der Grund lag meist an zu viel Technik: Automatische Rückspülungen und Reinigungen, diverse Durchflussmesser und Sensoren, die sich dann beim ersten Konservieren mit etwas Chemie oder einfach im Laufe der Jahre verabschieden.
Wenn auch Du deinen Wassermacher selber bauen möchtest, zeigt Dir der nachfolgende Beitrag, wie wir unseren einfachst möglichen Wassermacher aufgebaut haben, was zu beachten ist und wo die Kernelemente beschafft werden können.
- Das Schema und die Komponenten
- 0. Das Schema
- 1. Bordeinlass
- 2. Seeventil
- 3. Grobfilter
- 4. Speisepumpe
- 5. Wasserfilter
- 6. Umschaltventil / Hahn zum Vorspülen
- 7. Hochdruckreiniger „Kärcher“ als Hochdruckpumpe für den DIY Wassermacher
- 8. Hochdruck-Schläuche
- 9. Gehäuse mit Umkehrosmose-Membran
- 10. Manometer und 11. Hochdrucknadel-Ventil
- 12. Überdruckventil
- 13. Schlauch Ableitung Salzwasser
- 14. Süsswasser-Filtrat-Schlauch
- 15. Umschaltventil zum Spülen/Konservieren oder Wassermachen
- Was haben wir weggelassen
- Beschaffung der Einzelteile
- Ausblick weitere Erfahrungen
Das Schema und die Komponenten
Hier das Schema unseres DIY Wassermachers vom Bordeinlass bis zum Schlauchende über Bord.
0. Das Schema

1. Bordeinlass
Es empfiehlt sich, den Bordeinlass an der tiefst möglichen Stelle anzubringen, damit der hydrostatische Druck (Vordruck) so hoch wie möglich ist, und der Wassermacher auch unterwegs bei leichtem Seegang betrieben werden kann. Ausserdem ist die Position für den Bordeinlass so zu bestimmen, dass sie im inneren zugänglich ist.

2. Seeventil
Direkt nach dem Bordeinlass haben wir einen normalen Kugelhahn als Absperrhahn montiert, den wir nur während dem Wassermachen öffnen und am Ende wieder schliessen.
3. Grobfilter
Ein kleiner Filter, um die Speisepumpe vor Verunreinigungen zu schützen.
4. Speisepumpe
Falls die Hochdruckpumpe/der Kärcher nicht sehr nahe am Bordeinlass ist (vor allem in Bezug auf die Höhe), empfiehlt sich nahe dem Einlass eine Speisepumpe zu installieren.
Diese ist „selbstansaugend“ und stellt einen gleichmässigen Zufluss zur Hochdruckpumpe sicher. Wenn der Zufluss ungleichmässig ist, kann es zu „Kavitation“ in der Hochdruckpumpe und dadurch zu Druckstössen auf die Membran und schnellerer Abnutzung der Pumpe kommen.

5. Wasserfilter
Ein Grob und Fein-Partikelfilter mit je einem Einsatz 15-20 µm und 5 µm.

6. Umschaltventil / Hahn zum Vorspülen
Zum Entleeren des in der Leitung stehenden Wassers und zum Entlüften.
7. Hochdruckreiniger „Kärcher“ als Hochdruckpumpe für den DIY Wassermacher
Wir hatten zu Beginn zwei Hochdruckreiniger von Work Zone (Aldi) um je EUR 50.- an Bord. Der erste hielt fast 2 Jahre (von Dez 15 bis Nov 17) und hatte einen Motorschaden. Der zweite hielt bis November 18, da die verwendete Konservierungslösung die Aluminiumteile der Pumpe zerstörten. Der 3. Hochdruckreiniger hielt bis in die Türkei, allerdings spülten wir ihn nach der Konservierung jeweils mit Wasser nach.
Der aufmerksame Beobachter wird feststellen, dass der Hochdruckreiniger auf dem Foto in einer Wanne steht und ein Tuch zum Trocknen daneben liegt.
Das hat seinen Grund: die Verbindungen rund um den „Kärcher“ sind alles andere als dicht, die Wanne verhindert, dass das Salzwasser über den darunter liegenden Motor fliesst…

8. Hochdruck-Schläuche
Die Hochdruck-Schläuche sind:
1. Der von der Hochdruckpumpe zur Membran führende Schlauch, der grundsätzlich bei der Hochdruckpumpe dabei ist, aber auf der „Pistolen“-Seite noch nicht auf die Membran passt, vor allem bei den unterschiedlichen Hochdruckreinigern neueren Datums.
Wir hatten damals einen Adapter vom Hochdruckschlauch des Kärchers auf die Membrane extra anfertigen lassen, was relativ teuer war. Heute jedoch haben die meisten Hochdruckreiniger hier einen auf die Pistole angepassten „Clip“- Anschluss. Es gibt jedoch diverse Adapter.
2. Der von der Membran zum Manometer führende Hochdruckschlauch. Hierbei ist zu beachten, dass die Gehäuse unterschiedliche Grössen und Arten von Gewinde aufweisen. Auf der Gehäuseseite ist oft ein R-Gewinde (konisch) vorhanden und auf der Schlauchseite ein G-Gewinde (zylindrisch). Um die beiden zu verbinden, ist ein Übergangsnippel G-R notwendig.
Um hier die richtigen Teile zu finden, ist etwas Detailarbeit nötig.
9. Gehäuse mit Umkehrosmose-Membran

10. Manometer und 11. Hochdrucknadel-Ventil
Ein Manometer mit Messbereich 0-100 bar (65 bar)

Das Hochdruck-Nadelventil ist ein Druckregel- oder Reduzierventil zum Erhöhen oder Verringern des Drucks.
Achtung: die Membrane verträgt im Maximum 68 bar und kann bei höheren Drücken schnell kaputt gehen! Daher ist es wichtig, die Reihenfolge bei der Inbetriebnahme und bei der Ausserbetriebnahme zu beachten und Druckstösse zu vermeiden.
Ausserdem kontrollieren wir mindestens zu Beginn des Wassermachens alle paar Minuten, ob der Druck noch im gewünschten Bereich ist und regeln allenfalls mit dem Hochdruck-Nadelventil nach.
12. Überdruckventil
Soll verhindern, dass mehr wie 65 bar auf die Membrane kommen, indem es öffnet. Unseres ist in der Praxis sehr schwer einzustellen, dass es auch tatsächlich dann öffnet und nicht zu früh. Das liegt daran, dass es eine Feder hat und in einen Bereich bis 160 bar arbeitet, also auch viel zu lange braucht, um zu reagieren.
Daher ist die richtige Reihenfolge des Starten und Runterfahrens sehr wichtig, wie im Punkt 11. beschrieben.
Es gibt auch andere Ventile, die geeingeter sind und z.B. innerhalb von wenigen Bar Druck öffnen sollten. Auch eine Lösung mit einem Drucksensor, der bei einem eingestellten Druck die Speise und Hochdruckpumpe abstellt, haben wir schon gesehen, allerdings haben wir beides bisher nicht selbst an Bord ausprobiert.
13. Schlauch Ableitung Salzwasser
Das überschüssige Salzwasser wird bei uns mit einem Schlauch über Bord geleitet.

14. Süsswasser-Filtrat-Schlauch
Auf der Süsswasser- (Filtrat-) Seite haben wir einen Schlauch angeschlossen und sonst keine weiteren Einbauten.
Diesen hängen wir zu Beginn des Wassermachens in den Putzeimer (zum Auffangen des ersten Wassers), kurz in den Becher zur Probenahme für die Verkostung, dann in den 5 Liter Nachspül-Behälter, die 5 Liter Flaschen für das Trinkwasser und gegebenenfalls in den Wassertank.



15. Umschaltventil zum Spülen/Konservieren oder Wassermachen
Umschaltventil mit L-Bohrung: Entweder kommt Wasser von den Vorfiltern oder vom „Kanister mit Wasser „Nachspül-Behälter“ zum Spülen, Konservieren oder Reinigen.
Damit der Behälter nicht umfällt und das Wasser besser in den Schlauch rinnt, hält Angela den Behälter etwas höher, während Reto das Umschaltventil betätigt und die Pumpen nach dem Einzug der Flüssigkeit ausschaltet.

Was haben wir weggelassen
Manometer Vordruck
Haben wir noch nie vermisst.
Durchflussmessung Süsswasser und Salzwasser
Anstelle der Durchflussmesser messen wir die Zeit, in der z.B. 5 Liter Wasser produziert werden und errechnen so die Leistung. Auch die Leistung der Hochdruckpumpe kontrollieren wir von Zeit zur Zeit durch Auslitern mit einem Eimer.
Wasseranalyse (Leitfähigkeit- oder Salzgehalt-Sensor)
Anstelle einer Wasseranalyse macht Angela eine sensorische Verkostung (Test auf Geruch, Geschmack und Salzfreiheit).
Control Panel
Anstelle eines Control Panel schalten wir die Pumpen jeweils vor Ort mit einem Vor-Ort Schalter ein und aus.
Mineralisierung
Da wir über die Nahrung, Tee und Bier genügend Mineralstoffe aufnehmen, verzichten wir auf eine Mineralisierung des Entsalzenen Wassers.
Aktivkohlefilter für das Spülwasser
Da wir das Spülwasser direkt aus der Anlage in einen Spülbehälter leiten, benötigen wir keinen Aktivkohlefilter, um etwaiges Chlor oder Verunreinigungen zu entfernen.
Reinigungstank
Zum Spülen, Konservieren (und ggf. Reinigen) dient bei uns an Bord ein 5 Liter Behälter mit Auslauf (siehe Punkt 16).
Beschaffung der Einzelteile
Hier ein Überblick wo die Schlüsselteile beschafft werden können. Alle Teile mit Ausnahme des Kärchers haben wir selbst im Einsatz, auch vom Überdruckventil hatten wir einen anderen weniger geeigneten Typ. Bei den Amazonlinks handelt es sich um Affiliate Links und wir erhalten eine kleine Provision, für Dich ist es der gleiche Preis.
Bei allen Teilen musst Du vor der Bestellung prüfen, ob die Gewinde zueinander passen, vor allem beim Hochdruckschlauch.
Grobfilter: Jabsco Pumpguard – Amazon https://amzn.to/41E5QN9 ca. EUR 35.-

Speisepumpe: Marco UP2 – Amazon https://amzn.to/3JdNAUD ca. EUR 130.-

Gehäuse Vorfilter – Amazon https://amzn.to/45yQWco ca. EUR 40.-

Filter 20 micron – Amazon https://amzn.to/4fANJh0 5 Stück ca EUR 20.-
Filter 5 micron – Amazon https://amzn.to/3Han91z 6 Stück ca EUR 20.-

Hochdruckpumpe: Jeder kleine Hochdruckreiniger, mit ca. 100 Bar Druck und Förderleistung ca. 5-6 Liter/min: Amazon https://amzn.to/4fwjpDY ca. EUR 60.-

Hochdruckschlauch vom Kärcher zum Gehäuse: Das ist der schwierigste Teil, hier kann man zwar den Kärcherschlauch verwenden, doch braucht dieser meist einen Übergang zum Anschluss auf das Druckrohr. Entsprechende Adapter gibt es hier:
Adapter Bajonett auf M22: https://amzn.to/4o1Fpu2
Adapter M22 auf G1/2″: https://amzn.to/4nVzs1v
Adapter G1/2 auf R1/2: https://amzn.to/479gLln
Hochdruck Fittings aus Edelstahl für 60 Bar geeignet: https://www.serto.com/
Druckrohr ca. 400-500 EUR.-: auf Anfrage bei Aquintos (ca 6 Wochen Lieferzeit) oder evtl. kann Julian von Oceanspring weiterhelfen.
Membrane: Fa. Aquintos: 700GPD SW30-2540 – Aquintos ca EUR 300.-

Hochdruckschlauch: Amazon https://amzn.to/4mGhOOq ca EUR 15.- bis 40.- je nach Länge. Auführung in Edelstahl deutlich teurer. Mit ein bisschen Rostprävention geht auch verzinkt.

Hochdruck Nadelventil: Amazon https://amzn.to/4oyFwhn ca EUR 50.- je nach maximalem Druck

Ausblick weitere Erfahrungen
In Bobby Schenk’s Blauwasserseminar in Glücksburg werden wir im Detail auf den Themenbereich Wassermacher und Energieversorgung eingehen und viele wertvolle Tipps preisgeben.
Hast Du Interesse am Seminar? Vielleicht gibt es noch letzte freie Plätze! Spare EUR 40.- mit dem Rabattcode „Reto“!
Nächste Themen:
Vergleich Wassermacher selbst gebaut mit Hochdruckreiniger (Kärcher) mit professionellen Wassermachern Typ Hochdruck und Typ Energierückgewinnung und 12 Volt Dauerbetrieb
Vergleich Hochdruckreiniger (Kärcher) mit professioneller Hochdruckpumpe
Vergleich Ausbeute und Energieverbrauch eine Membran gegenüber 2 Membranen
Strombedarf verschiedener Systeme und Stromversorgung
Erfahrungen und Tipps zum Spülen, Konservieren und Reinigen
Weitere Infos zum Thema Wasserversorgung an Bord findet ihr hier:

Hallo
Mein Name ist Boris Kulpe. Ich bin an der Umsetzung einer Einhand Weltumsegelung. Diese soll 2026 im September/ Oktober starten. Nan habe ich mit grossem Interess euren Artikel über die selbstgebaute Entsalzungsanlage gelesen. Dau eine Frage. Ihr betreibt die Höcjdruckseite mit einem handelsüblichen Kärcher. dazu benötige ich aber 220V was wiederum einen Generator an Bord bedingt. Oder habt ihr die 220V über eine Wechselrichter12V/220V betrieben? Gibt es eures Wissens eine 12 oder 24V Hochdruckpumpe die man an Stelle des Kärchers einsetzten könnte?
Schon mal Dankle für eure Hilfe.
herzliche Grüsse
Boris Kulpe
Hallo Boris, ja, das ist eine interessante Frage.
Tatsächlich haben wir den Wassermacher über unseren 2 kW Wechselrichter betrieben, was einen Grossteil unserer Weltumsegelung bedeutete, dass das nur mittags oder während dem Motoren ging. Seit Einbau der LiFePo Lithiumbatterien im Februar 2020 in Malaysien können wir den Wassermacher jederzeit laufen lassen.
Wir haben nach der Weltumsegelung in der Türkei eine professionelle 220 V Pumpe gekauft von dem Türkischen Hersteller Sutem, allerdings ist der Wirkungsgrad nicht besonders gut, das heisst empfehlen können wir diese nicht uneingeschränkt…
Bezüglich 12 V oder 24 V Pumpen müsstest Du bei den verschiedenen Wassermacherherstellern anfragen.
Viel Erfolg und herzliche Grüsse
Angela und Reto
top ! bin auf den Systemvergleich gespannt.. . wann/wo finde ich diesen ?
Lieber Bernd,
vielen Dank für Deinen Kommentar! Wir werden den Systemvergleich und unsere Erfahrungen mit einer professionellen Pumpe und einer zweiten Membran im Blauwasserseminar von Bobby Schenk präsentieren und im Anschluss im November als Blogbeitrag bei uns auf der Webseite posten.
Herzliche Grüsse
Angela und Reto