Dyneema als Retter in der Not, der auf keiner Langfahrtyacht fehlen darf
Reparaturen an Bord mit Dyneema
Mit drei bis vier Beaufort auf Amwindkurs liessen wir uns gerade das Frühstück im Cockpit schmecken – ja, da stehen auf einem Katamaran alle Teller normal auf dem Tisch ;-). Da tat es einen Knall und das Grosssegel rauschte aufs Bimini. Segelkopf ausgerissen war die prompte Diagnose. Keine halbe Stunde später ist der Segelkopf provisorisch repariert und das Segel kann nach Bergung des Falls wieder gesetzt werden.
Wie ist das möglich? Mit unserer Chinesischen Sailrite Nähmaschinenkopie kommen wir unmöglich durch das vielfach verstärke Material an dieser Stelle des Segels. Darum hat Reto kurzerhand mit der Bohrmaschine ein paar Löcher durch die Verstärkungsbänder gebohrt um im Anschluss ein Dyneema einzufädeln.

Zwei Tage später passiert das gleiche am Schothorn. Wir segeln weiter mit dem eingebundenen Reff und sind zuversichtlich, die Lösung der provisorischen Reparatur ist klar. Ärgerlich nur, dass uns das gleiche schon vor zwei Jahren im Indischen Ozean passierte und bei der anschliessenden Reparatur in Marmaris wie es scheint bei dem Material gespart wurde.

Andere interessante Einsatzzwecke von Dyneema an Bord der SHE SAN:
Absicherung des Riggs
Vor der Überfahrt von Malaysien zurück ins Mittelmeer durch Indischen Ozean und das Rote Meer befürchteten wir aufgrund der Diagnose eines übereifrigen Riggers, dass an den Terminals der Diamonds etwas nicht stimmt. Reto spannte ein Dyneemaseil zur Sicherheit über die ganze Länge, welches wir später wieder für andere Zwecke zur Verfügung hatten.
Neues Trampolin
Als das neue Trampolin nach weniger wie 2 Jahren den Geist aufgab bzw. die ersten Löcher zeigte, ersetzen wir es durch ein Dyneema Fischernetz. Für dieses bezahlten wir nur ein drittel so viel, wie für ein Ersatztrampolin vom Schiffsausrüster, mussten es halt selbst spannen und immer wieder nachspannen.

Hahnepot
Der Hahnepot ist uns in einer heftigen Böe in Thailand gerissen, danach hat die Kette schwer am Rumpf gescheuert, den wir kurz zuvor frisch mit Anitfouling versehen hatten. Der jetzige Hahnepot ist ein zierliches Dyneema Seil mit 8 mm Durchmesser und hat damit eine Bruchlast von 5.3 Tonnen. Das entspricht in etwas einer 20 mm Polypropylenleine.

Reling
Auch die immer während rostenden Edelstahldrähte der Reling ersetzten wir durch Dyneema. Seitdem müssen wir weder die Drähte entrosten noch die Rostflecken vom Deck entfernen.

Sicherung von Blöcken und Segel
Die Sicherung von Blöcken am Baum und an Deck, sowie die Verbindung vom Segelhals und dem Lümmel haben wir im Laufe der Zeit mit Dyneema Tauwerkschäkeln gemacht.
Letzteres war ein wertvoller Tip des Neuseeländischen Riggers, ein America’s Cup Veteran, um eine dauernde mechanische Belastuzng mit einem Schäkel am Lümmelbeschlag zu vermeiden.


Sicherung vom Anker
Ein weiterer grosser Tauwerkschäkel sichert den Anker zusätzlich ab, falls an einem der Edelstahlschäkel ein Problem auftreten sollte.

Tauwerkschäkel für alle Einsatzzwecke
Tauwerkschäkel sind sehr praktisch und leicht selber herzustellen. Wir haben unzählige in diversen Grössen und Stärken. Die Tauwerkschäkel müssen zwar regelmässig auf Abnutzung kontrolliert werden, haben aber den Vorteil, dass sie selbst nichts anderes „durchscheuern“.
Übrigens verwenden wir die Anleitung dazu aus Egmont Friedel’s Buch aus Knoten und Spleissen, das wir sehr empfehlen können.

Rigg aus Dyneema (geplant)
Ersatz von Stahlwanten und Stagen selbst bei Katamaranen haben wir schon Wanten aus Dyneema gesehen und werden unser nächstes Rigg wahrscheinlich damit ausstatten.
Vorteile und Nachteile von Dyneema
Vorteile:
Gleiche Bruchlast wie ein Drahtseil vom gleichen Durchmesser
Sehr einfach spleissbar
Schwimmt
Öl und chemikalienresistent
Sehr resistent gegen Durchscheuern
Nachteile:
Teuer
Bruchlast reduziert sich über 5-8 Jahre um ca. 50% (deshalb immer einen Durchmesser grösser als nötig wählen)
Dieser Artikel ist auf Bobby Schenk’s Webseite unter der Rubrik Tricks erschienen. Übrigens, Bobby war so besgeistert von unserem Artikel, dass er uns als Referenten auf sein nächstes Blauwasserseminar eingeladen hat!
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