Wasserversorgung an Bord

Die Verproviantierung mit gesundem, vitaminreichem Essen an Bord ist eine der höchsten Prioritäten, nur wichtiger noch ist die Wasserversorgung an Bord, vor allem mit ausreichend sauberen Trinkwasser. Aber auch genügend Wasser für Hygiene und Wohlgefühl an Bord zu haben sollte heute kein Luxus mehr sein.

Auf unserer ganzen Reise haben wir immer Wasser gespart (zu diesem Thema mehr im nächsten Blog), aber auch immer genügend Wasser an Bord gehabt. Wir haben in der Türkei ein Paar kennen gelernt, die spätestens nach 4 Tagen ihren Wassertank wieder füllen mussten. Reto und ich dagegen schaffen es 6 Wochen oder mehr mit den 600 Litern an Bord der SHE SAN.

Grundsätzlich haben wir uns auf vier verschiedene Arten mit Wasser versorgt. Hier unsere Erfahrungen was bei uns gut oder schlecht funktioniert hat und was wir das nächste Mal besser machen würden:

1. Wasser auffüllen in der Marina

Solange man „regelmässig“ in einer Marina übernachtet, ist die Wasserversorung kein Problem. Natürlich ist die Verweildauer ausserhalb der Marina abhängig von der Grösse des Wassertanks, der Anzahl Personen und dem Verbrauch pro Person und dies ist sehr unterschiedlch von Schiff zu Schiff.

Spätestens ab dem Pazifik jedoch sind Marinas sehr dünn gesäht. Unsere längste Zeit zwischen zwei Marinas war ein Jahr und innerhalb von 2 Jahren am Segeln oder vor Anker waren wir nur ganze 3 Wochen in einer Marina.

Dennoch, wenn irgendwie möglich, haben wir unsere Wassertanks natürlich gerne in der Marina gefüllt, denn es ist mit Abstand die einfachste Art der Wasserversorgung an Bord.

Mein Tipp:

An den Wasserschlauch am Anfang oder am Ende ein Wasserfiltergehäuse mit wenigstens einem grobem Partikelfilter anbringen. Dies kann sehr hilfreich sein, vor allem wenn der Frischwassertank keine/keine einfache Möglichkeit hat, abgesonderten Sand wieder zu entfernen

Wie komme ich da drauf?
Bei sehr ruppigem Seegang vor der Küste von Panama fiel uns auf, dass das Bordwasser extrem viele Partikel mit sich führt. Wenn es ruhig war, hat sich das ganze dann wieder beruhigt bzw. abgesetzt. Bis zum nächsten Mal „Schütteln“.

Da der Zugang zum Frischwassertank nicht einfach ist und die Entfernung vom Sand ein mühsamer Prozess ist, versuchen wir nun die erneute Versandung zu vermeiden…

Filtergehäuse mit Partikelfilter zur Wasserversorgung an Bord
Filtergehäuse mit Partikelfilter zur Wasserversorgung an Bord

Noch ein Tipp:

Wenn ihr gleich ein doppeltes Filtergehäuse einsetzt und nach dem Partikelfilter noch einen Carbonfilter verwendet, dann sollte das Wasser in den meisten Fällen auch als Trinkwasser gut verwendbar sein.

Der Carbonfilter hält Chlorreste und Bakterien zurück. Jedoch Achtung, dieser muss regelmässig gewechselt werden, damit er nicht selbst zur „Keimschleuder“ wird…

2. Wasser bunkern an Land mit Kanistern

Beliebte Tagesbeschäftigung ist mit mehreren 5 bis 10 Liter Flaschen von einer Wasserabgabestelle an Land den 600 Liter Wassertank an Bord zu füllen. Grössere Kanister sind natürlich entsprechend effizienter, doch davon hatten wir keine an Bord.

Wir hatten über die gesamte Reise um die Welt die 5 und 10 Liter fassenden Trinkwasserflaschen aus der Türkei mitgeführt. Diese eignen sich hervorragend für den Wassertransport, die Aufbewahrung von Lebensmiteln und das Bierbrauen ;-).

Warum macht man diesen Aufwand trotzdem, vor allem wenn man einen Wassermacher (siehe unten) an Bord hat? Die Antwort ist einfach: zum Energiesparen. Die meisten Wassermacher brauchen einiges an Strom, auch dieser muss erst mal vorhanden sein.

Mein Tipp:

Es gilt dasselbe wie im Punkt „Wasser auffüllen in der Marina“.

3. Auffangen von Regenwasser

Eine vor allem in den Tropen/rund um den Äquator sehr effiziente Möglichkeit die Wasservorräte an Bord wieder aufzustocken ist Regenwasser aufzufangen.

Wir haben bei länger andauernden Regengüssen erstmal einen ordentlichen Guss abgwartet bis Staub und Dreck abgespült wurde und danach über unsere Cockpitabspannungen mit Eimern Wasser aufgefangen.

Wasser läuft über die Regenabspannung in den Eimer zur Wasserversorgung an Bord
Wasser läuft über die Regenabspannung in den Eimer

Die etwas professionellere aber auch vom Material her aufwendigere Alternative war, dass wir in die Abläufe der Regenablaufrinne des Salondecks Schläuche einsilikoniert hatten, die über einen 180 micrometer groben Partikelfilter das Regenwasser in unseren Tank leiteten.

Klarer Vorteil: das Wasser läuft automatisch in den Tank und man muss im Regen keine Eimer schleppen ;-). Aber Achtung: auch hier den ersten grossen Regenfall das Deck waschen lassen und danach prüfen, ob es sauber ist, bevor man das Wasser in den Tank lässt.

Zur Wasserversorgung an Bord dient ein Regenwasserauffangsystem
Wasserauffangsystem mit Schläuchen über die Rinne auf dem Salondachich installiere die Schläuche und den Partikelfilter rechtzeitig bevor die dunklen Wolken die SHE SAN erreichen.

Problem daran: die Schläuche sehen nach nur wenigen Monaten in der tropischen Sonne nicht mehr sehr appetitlich aus, da sie veralgen und teilweise verschimmeln. Wir haben den zweiten Satz teils besser versteckt von der Sonne und teils abnehmbar montiert, dann war es schon deutlich besser.

Mein Tipp:

Es gibt pfannenfertige Systeme mit einer Auffangplane, Trichter und Schlauch, die man nach dem Regenguss, wenn alles wieder trocken ist, verräumt. Das ist sicher die hygienischste Lösung.

4. Trinkwasser erzeugen mit dem Wassermacher

Last but not least gibt es natürlich Wassermacher, die aus Meerwasser Trinkwasser machen.

Wir haben seit Palma de Mallorca einen komplett selbst zusammengestellten Eigenbau Wassermacher in Funktion, mit dem wir nun seit fast 6 Betriebsjahren sehr zufrieden sind. Als Hochdruckpumpe dient uns der kleinste im Baumarkt erhältliche Kärcher (oder heute sein Kollege aus Neuseeland).

Wie bei uns ist auch bei den meisten anderen Antriebsarten der Druckpumpen von Wassermachern zu beachten, dass der elektrische Energieverbrauch sehr hoch ist. In unserer heutigen Konstellation mit Lithiumbatterien an Bord können wir eigentlich jederzeit den Wassermacher laufen lassen. Wichtig ist nur, dass tagsüber genügend Solarenergie die Versorgungsbatterie wieder auffüllt.

Schön sind natürlich auch direkt über den Motor angetriebene Systeme, wobei dann der Motor laufen muss. Natürlich gibt es auch Systeme mit geringerem Energieverbrauch, die aber auch eine geringere Erzeugungsleistung haben.

Unser Wassermacher Marke Eigenbau hat schon viele Jahre gute Dienste geleistet.
Unser Wassermacher Marke Eigenbau mit Kärcher hat uns schon viele Jahre gute Dienste geleistet.

Ein Wassermacher macht die Wasserversorgung an Bord einfach und unabhängig.

Aber Achtung!
Er macht auch abhängig, denn er sollte in regelmässigen Abständen entweder erneut Wasser produzieren oder mit dem von ihm produzierten Wasser gespült werden. Bei uns funktionierte gut in 7-10 Tagen.
Bei längerer Abwesenheit sollte er mit einer geeigneten Konservierungslösung konserviert werden.

Mein Tipp:

Bewährt hat sich an Bord der SHE SAN die Unterscheidung in „Trink“- und in „Brauch“- Wasser.
Während das Brauchwasser (wenn verfügbar) von den drei ersten Quellen Marina, Kanister oder Auffangen kam, haben wir unser Trinkwasser zu 100 % mit dem Wassermacher produziert.


Das Wassermacherwasser ist mit Abstand das sauberste Wasser, das ich jemals getrunken habe.

Warum?
Es gehen nur die Wassermoleküle durch die Umkehrosmosemembran, die Bakterien bleiben zusammen mit den Salzpartikeln auf der anderen Seite.

Woher weiss ich das?
Nach 1.5 Jahren Abwesenheit während dem Lockdown in Malaysien kamen wir zurück an Bord und haben das gut 18 Monate zuvor produzierte Wasser problemlos und ohne geschmackliche Veränderung geniessen können. Jedes andere nicht steril abgefüllte Wasser wäre in der gleichen Zeit sicherlich umgekippt.

Und wird man nicht krank, wenn man Wasser ohne Mineralstoffe trinkt?
Uns hat es über 6 Jahre hinweg nicht geschadet unser entsalztes Wasser ohne Mineralstoffe (sozusagen „Aqua Dest“ Qualität) zu trinken. Wir nehmen ja auch nicht nur Wasser zu uns, sondern auch Früchte, Gemüse, Getreide, Fisch und Fleisch und schliesslich auch jede Menge Bier, ausser an Überfahrten ;-).

Der Punkt ist, dass die Wasserteilchen nach dem Trinken erstmal durch unsere Organe gehen, bevor sie irgendwann einer Zellwand gegenüber stehen. In dieser Zeit haben sie genügend Gelegenheit, sich mit den erforderlichen Ionen anzureichern, damit der Mineralhaushalt unserer Zellen nicht beeinflusst wird. Hierzu ein interessanter Artikel auf Perfekte Gesundheit.de.

5. Was tun, wenn die Wasserqualität nicht 100%ig ist?

Natürlich ist es immer ratsam das Wasser zu kontrollieren, bevor man es in den Tank füllt. Aber Fehler können passieren und irgendwo draussen vor Anker in der tropischen Inselwelt gibt es vielleicht gerade keine alternative Wasserquelle und auch keinen Drogeriemarkt.

So ist es mir passiert, als ich in San Blas eine 10 Liter Flasche in den Tank kippte, die eigentlich zum Wäsche waschen gedacht war. Keine Drogerie oder Apotheke weit und breit, aber wir hatten Internet und haben bei der Amerikanischen Navy ein paar Anregungen (siehe Tipp) erhalten.

Auch während dem Lockdown in Malaysien sind wir auf die Nase gefallen. Die Wasser in der Telaga Marina, das anfangs klar und geschmacklich gut war, schlug innerhalb kurzer Zeit um in modrig stinkend und trüb.

Letzter Tipp für Wasser aus Punkt 1,2 oder 3::

Wenn ihr der Qualität eures Brauchwassers nicht ganz sicher seid und keine anderen Mittel an Bord habt, könnt ihr zur Not auch Javelle/Chlorbleiche zur Desinfektion verwenden.
Wir haben hierzu ca. 50 ml (4 Esslöffel) auf 400 Liter Wasser dosiert und den Tankinhalt etwas umgewälzt.
Natürlich sind auch andere Wasserentkeimungsmittel wie Micropur geeignet, sofern man diese an Bord mit sich führt.

In Chichime gibt es keinen Drogeriemarkt
In Chichime in San Blas gibt es – zum Glück – keinen Drogeriemarkt 😉


Hast Du Fragen oder weitere Tipps zu dem Thema? Ich bin gespannt auf Deinen Feedback 😉

Weitere Artikel zum Thema Technik und Leben an Bord findest Du hier:

8 Gedanken zu „Wasserversorgung an Bord“

  1. Hallo Blauwassersegeln,
    informationsreicher Artikel zum Thema Wasserversorgung. Heute habe ich über den Einbau einer UV-Entkeimungsanlage recherchiert (und so auch Euren Artikel gefunden) UV-Entkeimung gibt es als wasserdichte Stablampe um das Wasser im Tank zu behandeln. Setzt leicht zugängliche Inspektionsluken voraus, genügend Strom und muss alle paar Tage vorgenommen werden.
    Alternativ gibt es UV(C)-Entkeimungsanlagen die zwischen Tank und Wasserhahn montiert werden können.
    Die Dinger können einen mittleren zweistelligen bis mittleren dreistelligen EUR-Betrag kosten. Hat jemand Erfahrungen und/oder konkretes Produkt mitzuteilen? Vorab vielen Dank.

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    • Hallo Stephan, es freut uns, dass unser Artikel zur Wasserversorgung an Bord für Dich informationsreich ist. Auch wir lernen immer noch viel dazu. Ich muss sagen, dass ich das Thema der UV Entkeimung nur aus der industriellen Anwendung in der Brauerei kenne und dort war die Funktionstüchtigkeit dieser Geräte immer ein heisses Thema. Kleinere Anlagen für den privaten Gebrauch kenne ich selbst nicht, tut mir Leid, da kann ich Dir nicht weiter helfen.
      Wie schon im Artikel beschrieben ist unserer Erfahrung nach die Entsalzung mit Umkehrosmose eine fantastische Art keimfreies Wasser selbst herzustellen, denn selbst nach 18 Monaten Abwesenheit während Corona war bei uns das Wasser vom Wassermacher immer noch perfekt und rein in Geruch und Geschmack.
      Wir benützen zur Zeit hier in der Türkei einen kleinen Aktivkohlefilter, der funktioniert bei dem Wasser hier zumindest mal ganz gut, das Wasser sit sehr gut trinkbar. Allerdings ist es wichtig, dass der Filter selbst nicht zur Keimschleuder wird, ich trockne das ganze System nach jedem Gebrauch, damit es nicht verschleimt…
      Ganz liebe Grüsse
      Angela

      Antworten
    • Lieber Michel,
      interessant, habe gerade von einem anderen Segler von dem Zen 30 erfahren. Toll, wie wenig Energie der benötigt, da können wir mit unserem Kärcher natürlich grad einpacken ;-). Zu deiner Frage: wie im Beitrag erwähnt haben wir oft in Trink- und Brauchwasser unterschieden und in dem Moment dann das Trinkwasser in 5-10 Liter Plastikflaschen gefüllt. Ist halt etwas aufwendig und die Flaschen müssen irgendwo untergebracht werden. Wenn wir auch im Tank nur Wassermacherwasser hatten, haben wir alles in den Tank gefüllt. Wenn ihr immer genügend Energie für den Betrieb des Wassermachers habt, ist letzteres sicher die einfachere Variante. Dann hat der Tank immer nur sauberes Wasser und ihr müsst nicht mit Flaschen rumhantieren. Ein paar Reserveflaschen würde ich trotzdem füllen, man weiss ja nie ob nicht mal eine Pumpe oder sonst irgendetwas ausfällt.
      Ganz liebe Grüsse
      Angela

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  2. Wir können eure Tipps zu 100% bestätigen.
    Weil wir etwas „faul“ geworden sind, kein Wasser schleppen wollen und nur 1 Wassertank von 300 Litern haben, benutzen wir seit den Kanaren (seit fast 4 Jahren) ausschliesslich den Wassermacher (läuft mit 12V, liefert 60 Liter/Std). Ganz am Anfang haben wir den Tank 1x desinfiziert, seitdem bleibt er geschlossen und ist klinisch rein.

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